Schon seit einiger Zeit eruiert der Greiferspezialist Schunk, welche Chancen im Smart Gripping liegen. Während der Fokus bei konventionellen Greiferlösungen primär auf Prozessstabilität und Wirtschaftlichkeit lag, sollen moderne Applikationen eine Flexibilisierung der Prozesskette ermöglichen und im Idealfall zugleich detaillierte Prozessdaten bereitstellen. Konkret heißt das: Hub, Greifkraft, Vorpositionierung der Greiffinger und Schließgeschwindigkeit sollen sich flexibel einstellen lassen können.
Zugleich sollen die smarten Greifer Prozessdaten erfassen, etwa die Größe und Geometrie des gegriffenen Bauteils. Sämtliche Daten werden dann vertikal mit übergeordneten Systemen oder Cloud-Lösungen sowie horizontal mit vor- oder nachgelagerten Greifern, Spannmitteln oder anderen IoT-fähigen Devices ausgetauscht. Exemplarisch zeigt Schunk solche Szenarien bereits anhand einer Technologiestudie auf Basis des intelligenten EGL.
Der Greifer wird künftig mithilfe seiner integrierten Sensorik in die Lage versetzt, Bauteile zu detektieren, zu vermessen und beispielsweise IO-/NIO-Entscheidungen zu treffen. Zudem ist eine intelligente Echtzeit-Vernetzung möglich. Kaum hat der intelligente Greifer das Bauteil detektiert, passt beispielsweise der vernetzte Kraftspannblock seine Parameter individuell darauf an, noch bevor das Werkstück das Spannmittel erreicht. Zudem soll es möglich werden, auf Basis des Wissens der am Prozess beteiligten Greifer automatisch zu analysieren, ob Prozessveränderungen in der vorgelagerten Station zu einer Beschädigung des Bauteils geführt haben.
Intelligenter
Parallelgreifer
Nun kommt ein weiterer smarter Greifer ins Spiel, der solche Szenarien ermöglicht: Den intelligenten Parallelgreifer EGI hat Schunk vor allem für anspruchsvolle und variantenreiche Handlingaufgaben in Elektronik-, Pharma- und Labor-Anwendungen konzipiert. Mit seinem individuell programmierbaren Hub von bis zu 57,5 mm pro Backe und flexibel dosierbaren Greifkräften bis 100 N deckt der robuste Mechatronikgreifer ein enormes Werkstückspektrum ab.
Dank der integrierten Intelligenz können auch nachgiebige, deformations- oder bruchempfindliche Komponenten zuverlässig und schonend gehandhabt werden. Besondere Aufmerksamkeit verdient die aktive Greifkrafterhaltung beim EGI. Diese stellt sicher, dass die aufgebaute Greifkraft auch im Falle eines Not-Stopps nahezu vollständig erhalten bleibt. Selbst bei abrupten Not-Aus-Manövern, wenn Roboter schlagartig in den Stillstand gehen, bleiben die gegriffenen Teile sicher gehalten.
„Vor allem in messenden Anwendungen sowie in Anwendungen mit vielen unterschiedlichen Teilen wird der EGI künftig einen festen Platz einnehmen“, ist Entwicklungschef Prof. Dr. Markus Glück überzeugt. „Über die Integration des Webservers besteht zudem die Möglichkeit, zur direkten Systemansprache sowie zur ferngesteuerten Parametrierung.“
Wie Anwender letztlich mit dem erweiterten Funktionsumfang umgehen, wird sich in den kommenden Jahren zeigen. „Es bringt nichts, Daten einfach nur zu sammeln, wenn man diese nicht auch für clevere Analysen nutzt und in werthaltige Informationen überführt“, mahnt Schunks Entwicklungschef Glück. „Dass der größte Teil der Produktionsverantwortlichen heute zwar nahezu alle relevanten Prozessgrößen erfasst, jedoch nur etwa 30 % zur vorausschauenden Fehleranalyse nutzt und weniger als 10 % einen Regelkreis installieren, zeigt, wie groß die Potenziale sind – vorausgesetzt Anwender erhalten die Tools, mit denen auf einfachem Weg intelligente Lösungen realisiert werden können.“
Schunk GmbH & Co. KG
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