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„Es gibt stets für alles eine kostengünstigere Lösung“

Mit einem Fokus auf das Schwerlast-Handling ist Winkel auf Erfolgskurs
„Es gibt stets für alles eine kostengünstigere Lösung“

Mit einem Fokus auf kostengünstige, robuste und durchdachte Mechanik haben Christian Winkel und sein Vater August ihr Linear- und Handhabungstechnik-Unternehmen zu einer echten Größe in der Logistik und im Schwerlast-Handling entwickelt Autor: Armin Barnitzke

„Bei uns im Hause gibt es seit über 30 Jahren eine ganz einfache Maxime“, erzählt Winkel und lehnt sich am Besprechungstisch entspannt zurück: „Man muss sich auf den Standpunkt stellen, dass es für alles eine kostengünstigere Lösung gibt.“ Und mit diesem Leitspruch agiert das Unternehmen nun schon seit über 30 Jahren erfolgreich am Markt. Ein gutes Beispiel für diese Konstruktionsmaxime sind die Winkel Rollen und Profile, mit denen alles begann und die auch heute noch Basis für große Teile des Produktportfolios sind.

„Die in der Lineartechnik weit verbreiteten Kugelumlaufführungen sind technisch durchaus ein gutes Produkt mit hoher Steifigkeit und Genauigkeit“, erläutert Winkel. Bei der Verwendung von Kugelumlaufführungen sind jedoch umfangreiche Fräs- und Bohrbearbeitungen notwendig. Die aufwendige Montage, Ausrichtung sowie Kapselung oder Zentralschmieranlagen machen das Endprodukt oft teuer. „Aus einem Handhabungsgerät wird kostentechnisch schnell eine Werkzeugmaschine“, sagt Winkel.
Einfach und kostengünstig
Anders bei den hauseigenen Rollen und Profilen. Die Profile können kostengünstig angeschweißt werden oder mit wenigen Schraubverbindungen integriert werden. Die Winkel Rollen verfügen über standardisierte Anschraubplatten und können in kostengünstigen Schlitten-Konstruktionen aus Laserblech befestigt werden. „Das System ist einfach und kostengünstig, schmutzunempfindlich und wartungsarm. Bei der Verwendung von Winkel Rollen und Profilen ergeben sich daher Kosteneinsparungen von mindestens 30 Prozent.“
Mit Ideen für solche ebenso pragmatischen wie durchdachten Komponenten hatte Christians Vater August Winkel das Unternehmen 1982 gegründet. Der Vater war lange Jahre im Bereich Fördertechnik tätig und zuletzt technischer Leiter bei einem Gabelstapler-Hersteller im Raum Stuttgart. „Und er ist ein leidenschaftlicher Konstrukteur und Erfinder“, berichtet Winkel.
Mit Anfangs zwei bis drei Mitarbeitern sei man damals als klassischer Garagen- beziehungsweise Kellerbetrieb gestartet, erinnert sich Christian Winkel. Er hat schon bei der Gründung mitgearbeitet und ist dann nach dem abgeschlossenen Maschinenbau-Studium so richtig in den Betrieb eingestiegen. Inzwischen ist er auch schon seit fast 28 Jahren mit an Bord. „Schließlich habe ich vom Vater die technische Leidenschaft geerbt.“
Gewachsen ist über all die Jahre das Produktportfolio des Unternehmens. Zunächst hat man mit den hauseigenen Linearführungen Sonderhubmaste für Gabelstapler gebaut. „Dann haben wir uns nach und nach hin zur Fördertechnik und Handhabung entwickelt. Mit unseren Rollen und Profilen, die bis heute Basis für unser Programm sind, haben wir uns in dem Bereich Linear- und Handhabungstechnik breite Felder erschlossen.“
Punkten kann das Unternehmen damit vor allem im Schwerlast-Segment, denn die Rollen und Profile bieten Traglasten von 10 kg bis zu 100 t. „Bei Schwerlast-Linearführungen sind wir heute Marktführer“, betont Winkel stolz. „Unsere Welt beginnt so richtig bei 50 Kilogramm Nutzlast.“ Die darunter liegende „Fischer-Technik“ sei nicht sein Metier, ergänzt er schmunzelnd.
Sein Fazit: „Immer wenn der Kunde eine Einheit zum Handhaben von schweren Lasten braucht, ist er bei uns richtig.“ Schließlich liefere man nicht nur Komponenten. „Schon früh haben wir angefangen, ganze Sonderhub-Systeme zu bauen, zunächst für Gabelstapler und bald auch für stationäre Anwendungen.“ Diese stationären Hubgeräte biete man inzwischen in großer Bandbreite an. „Wir haben in 35 Jahren mehr als 20 000 verschiedene Heber gebaut.“
Heute betrage das Verhältnis zwischen Komponenten und Systemen etwa 50 zu 50, berichtet Winkel. Zu den Systemen zählen neben Hubsystemen, Mehrachs-Linearachsen, Regalbediengeräte oder innovative Kommissionier-Arbeitsplätze wie die Fast-Pick-Station. Dabei kommen die Winkel-Lösungen in ganz verschiedenen Branchen zum Einsatz: Neben Automotive sowie Stahl- und Baustoff-Industrie liegen speziell in der Intralogistik viele Anwendungen – „eben überall dort, wo schwere Lasten zu bewegen sind“.
Dazu gehören auch ganz spektakuläre Anwendungen wie der Neubau des Bahnhofs am neuen World Trade Center in New York. Dort sind im Dach, das aus V-förmig 50 Meter in die Höhe ragenden verglasten Stahlrippen besteht, 224 Winkel Rollen und 445 Meter U-Profil verbaut – damit sich das Dach in der Mitte bis zu 10 Meter weit öffnen kann, um Licht und Luft hinein zu lassen. „Das Gebäude ist einer Friedenstaube nachempfunden“, erläutert Winkel.
„Innovationen in Bewegung“
„Innovationen in Bewegung“ betitelt das Illinger Unternehmen sein breites Portfolio. Aber wie kommt man auf immer neue Bewegungsinnovationen? „Meistens über Projekte“, berichtet Winkel. „Die Kunden fragen uns, ob wir bestimmte Lösungen nicht preiswerter oder besser gestalten können.“ Viele Innovationen kämen aber auch dadurch zu Stande, dass man bestehende Produkte einer Wertanalyse unterziehe. „Wir schauen uns dabei an, ob man das Gleiche nicht auch einfacher und kostengünstiger umsetzen könnte.“ Denn viele Produkte auf dem Markt seien technisch durchaus okay, „aber Vieles ist einfach zu aufwändig konstruiert.“
Mit einer Wertanalyse bestehender Produkte sei man zum Beispiel bei Regalbediengeräten auf neue Gedanken gekommen und habe die innovativen RGBs Colibri (für Behälter und Kartons) entwickelt. „Bei herkömmlichen Systemen überträgt der Motor seine Kraft über Radreibung. Bei Colibri dagegen werden die Antriebskräfte per Kardanwelle und Ritzel formschlüssig direkt auf Zahnstangen der Führung übertragen“, erklärt Winkel.
Durch die geringere Eigenmasse sind diese Systeme dynamischer und schwingen weniger. Weiter sind durch verbesserte Anfahrmaße bis zu 10 % mehr Produktplätze möglich als bei vergleichbaren herkömmlichen Systemen. Entsprechend der ca. 30 % geringeren bewegten Massen erreichen wir eine höhere Beschleunigung und rund 25 % höheren Durchsatz. „Die Geräte sparen dauerhaft circa 30 Prozent Energie“, so Winkel.
Damit komme man bei den Logistik-Generalunternehmern gut an. „Natürlich haben viele Logistik-Integratoren eigene RGBs. Aber für Sonderbereiche greifen diese gerne auf unsere Systeme zurück.“ Rund 50 Stück habe man über die Logistik-Generalunternehmer bereits im Markt platziert. Ohnehin sind die Logistik-Größen wie Vanderlande, SSI Schäfer, Dematic & Co wichtige Kunden für Winkel, für die man seit Jahren fertige. „Gerade wenn es um Spezialanfertigungen geht, kommen diese gerne zu uns.“
Aus der zweiten Reihe agieren
Entsprechend ist es Winkel besonders wichtig zu betonen, dass man nie mit den eigenen Kunden in Konkurrenz treten wolle. „Wir agieren stets aus der zweiten Reihe heraus und liefern nicht direkt an den Endkunden – sondern immer nur an den GU.“ Schließlich baue man keine kompletten Anlagen, sondern liefere maßgeschneiderte Bewegungslösungen. Dabei müsse man aber auch stets schauen, dass man günstiger produzieren könne als die Auftraggeber. Entsprechend hat Winkel die Fertigungsprozesse optimiert. Die Kostenvorteile beginnen aber oft schon in der Konstruktion. „Es ist eine Frage des Denkens und der Herangehensweise. Wir konstruieren alles so, dass es robust, preiswert und einfach zu fertigen ist. Dennoch sind unsere Produkte qualitativ hochwertig und wartungsarm.“
„Mechanik 5.0“, nennt Winkel das augenzwinkernd – auch mit Blick auf den allgemeinen Industrie-4.0-Hype. „Wir konzentrieren uns bewusst auf die Mechanik und sind dort kompetenter Partner für viele Integratoren. Dabei profitiert Winkel auch davon, dass seine Auftraggeber zwar alle fleißig Wissen rund um Software und Vernetzung aufbauen – aber viele die Mechanik nicht mehr in der ganzen Tiefe selbst produzieren können oder wollen. „Dafür benötigt man Konstrukteure mit Erfahrung und einen gut ausgestatteten Maschinenpark. Beides können wir bieten.“
Insgesamt 10 CNC-Bearbeitungszentren stehen in Illingen bei Stuttgart. Gefertigt wird auf 12 000 qm – die aber schon wieder zu eng werden. „Wir werden die Fertigung um weitere 5000 Quadratmeter erweitern, um die Kapazitäten auszubauen.“ Natürlich in Illingen, denn obwohl die Winkels unüberhörbar Österreicher sind, wollen sie im Großraum Stuttgart bleiben. „Von hier aus können wir 80 Prozent unserer Kunden innerhalb von 2 bis 5 Autostunden erreichen.“
Eine Fertigung im Ausland lohne sich ohnehin nicht: „Schließlich bauen wir ja keine Serienprodukte, sondern sind ein Maßschneider.“ Zudem wolle man natürlich einem Knowhow-Abfluss entgegenwirken. Obwohl: So richtig Angst vor Konkurrenz aus China hat Winkel nicht. „Unser Portfolio ist technisch sehr versiert, da ist ein Wettbewerb aus der Ferne kaum möglich.“ Zudem kommt es eben oft auf Lieferzeiten an – mit den Transportzeiten wäre es da mit Produkten aus Fernost schwierig.
Wachsen mit Erfolg der Produkte
Winkel ist mit seinen Produkten international tätig. Die Komponenten werden in 20 Ländern weltweit vertrieben mit Lager in Nordamerika und China. Die Systeme werden überwiegend in Europa verkauft. „Hier ist die technische Nähe zum Kunden wichtig.“
Feste Wachstumsziele gibt Winkel nicht vor: „Wir wachsen mit dem Erfolg unserer Produkte.“ Wichtig ist ihm in erster Linie, innovativ zu bleiben, organisch zu wachsen und gesund dazustehen. „Seit 35 Jahren arbeiten wir komplett eigenfinanziert. Bankkredite brauchen wir nicht, noch nicht einmal unsere Autos sind geleast.“
Allerdings bedeute das eben auch, dass die Firma stets ein positives Ergebnis vorweisen müsse. „Jedes Produkt muss seinen Deckungsbeitrag leisten, daher ist die Wertanalytik auch so wichtig.“ Schließlich gibt es für alles eine kostengünstigere Lösung… ↓
Winkel GmbH
„Wir konzentrieren uns bewusst auf die Mechanik. Dafür benötigt man Konstrukteure mit Erfahrung und einen gut ausgestatteten Maschinenpark.“ Christian Winkel
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